Mit der Ampel gegen das Corona-Virus, Dr. Nicole Raiss

Mit der Ampel gegen das Corona-Virus

Kohlenstoffdioxid als Indikator für Luftqualität

Die Konzentration lässt nach, Müdigkeit kommt auf und das Bedürfnis, die Fenster zu öffnen wird größer. „Verbrauchte Luft“ – so nennt der Volksmund die stickige Raumluft. Was der Raumnutzer als „verbraucht“ empfindet, geht hauptsächlich einher mit einer erhöhten Kohlenstoffdioxid (CO2)-Konzentration. Frische, von außen zugeführte Luft, hat 0,05 %-Volumenanteil CO2; unsere ausgeatmete Luft weist jedoch 4 % CO2 auf. Dementsprechend erhöht sich ohne Frischluftzufuhr der CO2-Anteil in von Personengruppen genutzten Innenräumen kontinuierlich. Bei Untersuchungen an Schulen in Nordrhein-Westfalen wurde festgestellt, dass die CO2-Konzentration pro Stunde um ca. 0,05 %/ 10 Raumnutzern steigt [1]. Der CO2-Anteil ist also auch ein Indikator für die Luftqualität in Innenräumen.

Die Verbindung zwischen CO2 und Virusbelastung

Ähnlich der CO2-Konzentration kann auch die Virenlast, wie jene von SARS-CoV-2, in ungelüfteten Räumen, bei Anwesenheit von infizierten Personen, kontinuierlich ansteigen. Auch die Weltgesundheitsorganisation und das Robert-Koch-Institut weisen in den entsprechenden Veröffentlichungen über die Infektionswege von SARS-CoV nochmals darauf hin, dass luftgetragene, wasserumhüllte Virusteilchen, sogenannte Aerosole, einen Weg der Infektion darstellen können [2, 3].

 Räume mit hoher Belegungsdichte, wie sie in Schulen, Konferenz-, Tagungs- und Schulungsräumen etc. zu finden ist, sollten somit hinsichtlich der Luftqualität kritisch überwacht werden, um eine vermehrte Ausbreitung von COVID-19 zu verhindern. Während gegenwärtig noch keine Möglichkeit zur Verfügung steht, eine luftgetragene Viruslast in Echtzeit zu messen, so ist es in der Raumlufttechnik ohne großen Aufwand möglich, die CO2-Konzentration zu bestimmen.

Funktionsweise der CO2-Ampeln

CO2-Ampeln könnten sehr einfach und allgemein verständlich die Überwachung der Raumluftqualität unterstützen. Dabei könnte ein schon 1858 durch Max von Pettenkofer festgelegter Grenzwert für CO2 als Messorientierung dienen. Max von Pettenkofer identifizierte Werte < 0,1 Volumenprozent an CO2 als gesundheitlich zuträglich. Die Ampel leuchtet entsprechend grün. Man kann in diesem Fall davon ausgehen, dass auch die Virenlast in der Raumluft gering ist. Werte über diesem Grenzwert geben an, dass die CO2-abhängige Luftqualität abnimmt – unsere CO2-Ampel schlägt um auf gelb. Werte über 0,2 Volumenprozent werden im Ampelprinzip rot angezeigt. Bei roter Ampel ist die Atemluft gesundheitlich nicht mehr zuträglich. Bei der Anwesenheit von erkrankten Personen wäre nun auch die Virenlast entsprechend besorgniserregend gestiegen. 

 

Ein entsprechendes Gerät zur Überwachung der CO2-Konzentration bietet die Felderer AG auf Ihrer Website.

 

 

 

Grenzen der Kopplung von CO2-Konzentration an die Luftqualität

Natürlich hat auch eine solche CO2-Viren-Ampel ihre Grenzen: am Ende wird „nur“ der Kohlenstoffdioxidgehalt gemessen. Befinden sich zum Beispiel viele infizierte Personen in einem Raum, wird die luftgetragene Viruslast noch vor der kritischen CO2-Belastung sehr hoch liegen, und die Lüftung des Raumes erfolgt zu spät.

Zusätzlich gibt es neben dem Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft weitere Luftverunreinigungen, welche, wie die Viruslast, nicht ohne Umstände messbar sind. Dazu zählen zum Beispiel Ausgasungen aus Teppichen, Dichtstoffen oder Klebstoffen. Die sogenannten flüchtigen organischen Komponenten (VOCs - volatile organic components).

 

Nichtsdestotrotz kann eine CO2-Ampel hilfreich sein – insbesondere dann, wenn keine mechanische Lüftung vorliegt, welche kontrolliert Frischluft dem Raum zuführt. So gibt die Ampel den Raumnutzern eine Hilfestellung für die entsprechend notwendige Lüftung. Nicht jeder mag das Lüften bei kalten Außentemperaturen, da kann ein objektiver Indikator unnötige Diskussionen ersparen.

 

1. Neumann, H.-D., Buxtrup, M.. Beurteilung der CO2-Konzentration in Klassenräumen. Unfallkasse-NRW. Juni, 2014.

2. Transmission of SARS-CoV-2: implications for infection prevention precautions. WHO, 9 July 2020. https://www.who.int/news-room/commentaries/detail/transmission-ofsars-cov-2-implications-for-infection-prevention-precautions.

3. SARS-CoV-2 Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). abgerufen 21.8.2020.

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html.

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